12 Monate – 12 Mentorinnen: Dr. Barbara Cramer

Straßenschild richtiger Weg in allen Richtungen

 

Dr. phil. Barbara Cramer ist die Leiterin der KeCK – Koordinierungsstelle für Chancengleichheit & Karriereplanung am Klinikum rechts der Isar und der Fakultät für Medizin der TU München. Außerdem ist sie freiberufliche Trainerin und Coach. Ich besuche sie heute in ihrem Büro von KeCK in der Ismaninger Straße. Ich komme rein und fühle mich, als ob ich gerade jemanden daheim besuchen würde. In einer kleinen, aber gemütlichen Altbauwohnung mit einem Familienzimmer zur Betreuung der Kinder von Klinikmitarbeitenden und drei Büros. Der junge Mann, ihr Assistent, der mich hineingelassen hat, bringt mir ein Glas Wasser und bittet mich, im Korbsessel im Flur Platz zu nehmen. Ich warte keine fünf Minuten, da kommt Frau Dr. Cramer auch schon und bittet mich in ihr Büro, welches die Atmosphäre eines gemütlichen Wohnzimmers hat.


Dr Barbara Cramer Portrait

Frau Dr. phil. Barbara Cramer ist Psychologin, Trainerin & Coach und Leiterin der KeCK am Klinikum rechts der Isar und an der Fakultät für Medizin der TU München. Die KeCK – Koordinierungsstelle für Chancengleichheit und Karriereplanung unterstützt Mitarbeitende und Studierende tatkräftig, eine erfolgreiche Karriere und ein erfülltes Familienleben miteinander zu vereinbaren. KeCK setzt sich mit einem umfangreichen Angebot wie Beratung, Coaching, Mentoring, Vernetzungsveranstaltungen, Talentsichtung und Forschungsförderung für die Belange der Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen am Klinikum rechts der Isar sowie an der Fakultät für Medizin ein. Zur KeCK gehört das KeCK Mentoring & Training Programm und der KeCK Familienservice.


AP: Frau Dr. Cramer, Sie sind eine der 96 Mentorinnen bei MOVE! Wie sind Sie auf MOVE! und die Frauenakademie gestoßen?

BC: 2006 nahm ich an einem Infoabend für Promovierende unter dem Titel „Gemeinsam statt einsam promovieren“ teil, der von der Frauenakademie organisiert wurde. Aus über 20 Teilnehmerinnen haben sich mehrere Kleingruppen gebildet und ich habe mich mit  vier Frauen zusammengetan. Über die ganzen Jahre haben wir uns jeden Monat privat getroffen und uns auf unserem Weg zur Promotion begleitet und unterstützt. Wir haben bis heute Kontakt miteinander!

AP: Da sieht man, wie wichtig solche Netzwerk-Angebote sind. Man weiß ja nie, was Wertvolles dabei entstehen kann. Was ist Ihre Motivation in Ihrer Mentorinnen-Tätigkeit?

BC: Ich möchte Frauen in ihrer Vielfalt und in ihren Stärken unterstützen. Frauen sind oft viel zu bescheiden, trauen sich zu wenig zu und stellen ihre Fähigkeiten und Talente unter den Scheffel!

AP: Sie sind Leiterin der Koordinierungsstelle für Chancengleichheit & Karriereplanung an der TU München. Wie war Ihr Weg zu dieser Position?


Weitere Informationen zu MOVE! und Frauenakademie finden Sie hier


BC: Ich habe keine gerade Karriere gemacht. Ich habe eigentlich Sprachen studiert: Romanistik, nämlich Französische und Spanische Literaturwissenschaft und im Nebenfach Psychologie und Pädagogik. Die ersten zwei Kinder kamen noch während meines Studiums. Noch als Studentin habe ich Verschiedenes ausprobiert: Dolmetscherin, Reiseleitung, in einem Verlag gearbeitet, in der internationalen Entwicklung, Regie-Assistentin beim Film. Nach meinem Magister habe ich in Teilzeit an der Klinik für Psychiatrie in einer internationalen Studie zur Entstehung der Alzheimer Krankheit angefangen, ein Familienforschungsprojekt, was mich sehr interessiert hat. Nachdem das dritte Kind da war, überlegte ich, wie ich mich beruflich aufstellen möchte. Mir gefiel die Arbeit in der Forschung sehr, aber als Literaturwissenschaftleri n mit Nebenfach Psychologie fühlte ich mich nicht gut genug ausgebildet, um mich dort beruflich weiter entwickeln zu können. Und dann kam die Idee – wenn ich darüber nachdenke, ganz schön übermütig – in Psychologie zu promovieren! Ich ging in die Beratung zur Frauenbeauftragten am Psychologischen Institut der LMU, die zufällig auch früher meine Dozentin war. Und sie hat unerwartet sofort zugesagt, dass sie mich promovieren würde! Ich musste zwar noch zwei Jahre Studium nachholen, alles neben Arbeit und Familie, aber später habe ich hier im Projekt zur Biografie-Forschung von Demenzpatienten promoviert. Leider hatte ich nach dem Abschluss der Promotion immer noch nicht das erhoffte Gefühl, qualifizierter zu sein. Ich dachte mir: Jetzt bin ich vierzig, hab einen Doktor und kann eigentlich nix. Ich hatte das Gefühl, ich kann nichts Praktisches, kein Handwerkszeug wie Therapeuten oder Coaches.

So habe ich mich also entschieden, auch noch eine Coaching-Ausbildung zu machen – bei der Coaching-Akademie München-Hamburg – und hatte das große Glück, gleich in den Coaching-Pool der TU aufgenommen zu werden. Ich selbst hatte auch von dem TUM Angebot profitiert und ein Karriere-Coaching bekommen. Dabei ist mir klar geworden, dass ich Frauen bei der Entfaltung und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen möchte. Aber wie das konkret aussehen sollte, da hatte ich keine Ahnung! Aus einem Impuls heraus ließ ich mich zur stellvertretenden Frauenbeauftragten an der medizinischen Fakultät der TU wählen. Der damalige TU Präsident startete zu dem Zeitpunkt eine Initiative, mit der er die TU München zur frauenfreundlichsten technischen Universität Deutschlands entwickeln wollte. Die TU machte zentral damals schon viel für Frauen. Nur leider kam wenig von den Initiativen in den einzelnen Fakultäten an. Nun sollte sich das ändern. Die Fakultäten selbst sollten ihre eigenen Maßnahmen entwickeln. Die TU ist ja so vielfältig und somit die Bedürfnisse in den einzelnen Bereichen ganz unterschiedlich: im Maschinenbau sind fast keine Frauen, in der Medizin sind überwiegend Frauen – aber an der Spitze kaum. Somit wurden die Frauenbeauftragten der einzelnen Fakultäten gebeten, Maßnahmen zu entwickeln, die sie brauchten. Am Ende waren wir uns einig, dass diese Maßnahmen nur dann umgesetzt werden, wenn eine Person dahinter ist und schaut, dass sie auch wirklich mit Leben gefüllt werden. Als der Dekan etwas skeptisch fragte, wer denn so was machen solle, sagte ich spontan: „Ja, ich zum Beispiel!“ Tatsächlich fiel mir in diesem Moment ein, dass ich das übernehmen könnte! Die Idee wurde unterstützt und so wurde diese Stelle wirklich (wie) für mich geschaffen! Und es war genau das, was ich mir in meinem Karriere-Coaching gewünscht hatte, als noch nichts dergleichen in Sicht war!

Gemeinsam sind wir stärker!

AP: Das ist eine wahre Wunscherfüllungsgeschichte! Ihr Weg zeigt, es lohnt sich, den Mund aufzumachen und mit den Menschen darüber zu reden, was wir beruflich möchten, was uns noch fehlt, wovon wir träumen. Es ist wichtig zu netzwerken und nach Unterstützung zu suchen. Viele Frauen tendieren dazu, alles selbst schaffen zu wollen und scheuen sich, nach Hilfe zu suchen. Sie haben immer wieder Menschen getroffen, die Ihnen Türen eröffneten, wo Sie nicht wussten, dass es welche geben kann. Aber Sie haben diese Menschen aktiv aufgesucht und haben nicht gewartet, bis die Chance zu Ihnen kommt.

BC: Wissen Sie, Simone de Beauvoir sagte einst: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen…: nichts.“ Ich denke wirklich oft an diesen Satz.

AP: Sie scheinen auch sehr glücklich mit Ihrem Job zu sein

BC: Ja! Das bin ich! Zu 120%! Meine Arbeit ist nicht einfach. Aber erfüllend. Ich versuche mit meinem Team, das inzwischen aus mehr als zehn Mitarbeitenden besteht – alle auch sehr engagiert und mit Herzblut bei dem Thema – es als Wert in die Uni und die Klinik hinein zu vermitteln, dass es wichtig ist, dass wir uns als Menschen begleiten und nicht nur als Mitarbeitende. Wir geben ja nicht unsere Persönlichkeit an der Garderobe ab, wenn wir in die Arbeit kommen und umgekehrt auch nicht: wir sagen ja nicht, wenn ich daheim bin, interessiert mich nichts mehr, was in der Arbeit gewesen ist. Ich möchte für die Durchlässigkeit von Familie und Beruf sorgen. Oft hat man den Eindruck, dass man die Kinder regelrecht verstecken müsste, da sie einen sonst auf dem Karriereweg behindern und schwach machen. Das finde ich traurig. Das versuche ich mit meiner Arbeit zu ändern. Unsere Familien gehören zu uns. Wir müssen Bedingungen schaffen, die es erlauben Familie UND einen erfüllenden Job zu haben.

Und dann ist da natürlich noch der Aspekt des Erfolgs:

Es ist eine tolle Bestätigung und Erfüllung, mich selbst als Expertin auf meinem Gebiet zu erleben. Dadurch, dass ich immer Teilzeit gearbeitet habe, hat es lange gedauert, bis mir klar geworden ist, was ich alles kann. Ich hatte, als die Kinder noch klein waren, die Chance, in Vollzeit bei einer Unternehmensberatung anzufangen, da hätte ich sicherlich schneller Vertrauen in meine Fähigkeiten erlangt. Aber das kam für mich nie in Frage, für mich war klar, dass meine Familie, mein Partner und unsere Kinder an erster Stelle stehen.

Ich finde, ich habe bewiesen, dass es ein Nacheinander geben darf. Ich glaube, wenn das generell möglich wäre, das würde viele Frauen entlasten. Als junge Mutter war ich noch leistungsfähiger, im Studium hatte ich noch mehr Flexibilität, also nicht so einen Leistungsdruck im Sinne, wenn ich den Schein nicht schaffe, dann kommt ein Karriereknick. Ich fand meinen Weg – erst Familie, dann Karriere – für mich sinnvoller, als nach dem Studium Vollgas im Beruf zu geben und dann nicht zu wissen, ob man mit Mitte/Ende 30 noch Kinder bekommen kann. Natürlich hat das mein Mann auch sehr unterstützt. Er war immer sehr aktiv in die alltägliche Erziehung involviert und jetzt, da unsere drei Töchter erwachsen und außer Haus sind, haben wir noch ein gemeinsames Unternehmen gegründet „Cramer & Cramer“. Wir halten gemeinsam Vorträge und Workshops zu den Themen, die uns am Herzen liegen wie z.B. die eigenen Wünsche und Ziele gesund und mit Freude zu verwirklichen.

AP: Was würden Sie im Leben gerne noch erschaffen?

BC: Ich möchte einführen, dass Führungspositionen als Doppelspitzen ausgeschrieben werden. Ich glaube, damit könnte man den Karriereweg für die Frauen attraktiv machen, die sagen: ich kann nicht 60 Stunden die Woche arbeiten, ich will auch für meine Familie da sein. Aber auch für viele ohne Kinder ist das heutzutage wichtig: die Allzeitverfügbarkeit wird immer weniger akzeptiert. Was uns aktuell hilft ist, dass an den Spitzen der Nachwuchs wegbricht. 2/3 der Studierenden sind Frauen. Von denen machen aber nur wenige Karriere. Es gibt inzwischen nicht mehr genügend Männer, die das kompensieren können. Für uns Frauen ist das eine gute Entwicklung. Sie macht sichtbar, dass sich etwas ändern MUSS. Es muss möglich sein, dass eine Frau schwanger wird, ohne Angst zu haben „das ihrem Chef anzutun“. Die Chance für die Männer ist dabei, dass sie sich mehr an der Erziehung ihrer Kinder beteiligen können und mehr von ihrer Familie haben. Es ist ein langsamer Prozess und damit alle mitkommen können, muss er auch langsam vonstatten gehen.

AP: Sie sind so ein positiver Mensch!

BC: Ich habe in meiner Coaching Ausbildung gelernt, den Fokus aufs Positive zu legen. Seitdem arbeite ich wirklich fast täglich daran, meine Worte so zu nutzen, dass sie positiv sind. Zum Beispiel wenn ich sage: „Ich möchte Sie gar nicht lange stören“ – was hört man dann? „Lange“ und „stören“. Das erzeugt keine angenehmen Bilder und infolge keine angenehmen Gefühle. Stattdessen ist es viel schöner zu sagen: „Darf ich Ihnen kurz etwas Wichtiges sagen?“ So eine Sprache tut einem selbst gut und der Umgebung ebenfalls.

Wir können darüber reden, was alles schlecht läuft, oder aber wir sprechen darüber, was man verbessern und verändern könnte. Es macht einen großen Unterschied.

Seit ich so intensiv auf meine Sprache achte, passiert mir noch viel mehr Positives im Leben! Manchmal kann ich kaum glauben, welche Sachen sich so einfach und überraschend positiv entwickeln. Und wenn mir etwas nicht so Gutes passiert, dann frage ich mich, ist es das wert, es jemanden zu erzählen? Weil ich es dann doch noch mal erlebe. Will ich etwas Unschönes noch mal erleben? Lieber konzentriere ich mich auf etwas anderes.

AP: Das stimmt. Man erlebt es tatsächlich noch mal, aber bekommt dadurch nicht die Erleichterung, die man sich wünschen würde.

BC: So ist es. Anstatt sich etwas von der Seele zu reden, „be-schweren“ wir uns. Es wird auf diese Art also oft noch schwerer.

AP: Würden Sie sagen, dass dadurch, dass Sie verstärkt seit Jahren darauf achten, die Sprache positiv zu nutzen, sich Ihr Denken auch dahingehend verändert hat? Auch das Denken über sich selbst?

BC: Ja! Auf jeden Fall!

AP: Ich frage mich, ob wir Frauen uns zu sehr negativ zureden, in Gedanken, und uns das dann häufig in der Entwicklung, in der Karriere ausbremst?

BC: Oh ja! Durch die Worte erzeugen wir ja sofort Bilder im Kopf. Ich kann sie nicht NICHT erzeugen. Wenn ich das Wort „Stress“ in den Mund oder in Gedanken nehme, dann entsteht sofort „Stress“ in meinem Kopf und in meinem Körper auch. Will ich das? Also sollte ich mir überlegen, welche Worte ich benutze. Wenn ich an mir zweifle, mir Dinge nicht zutraue, ein schlechtes Gewissen habe, erzeuge ich ebenfalls Bilder. Bilder, die verunsichernd wirken, die auf die Mängel fokussieren. Deswegen arbeite ich in meinen Coachings und Mentorings gerne mit dem Züricher Ressourcen Modell®. Mit dieser Methode wird der Blick des Menschen gleich auf die Ressourcen gelenkt. Durch wiederholte Konzentration auf das, was ich schon kann, was ich bisher gemeistert habe und was mir gut tut, werden neue neuronale Verbindungen geschaffen und lassen das alte Negative mit der Zeit verschwinden und das Lerngedächtnis von „ich bin ja so schlecht, ich kann das nicht“ auf „ich bin voll in meiner Kraft, das ist das, was mir gut tut, was ich kann und was ich umsetze“ verschieben. Das ist unglaublich aufbauend! Es hilft auch immer wieder – egal wie die Situation war – zu überlegen, was gut war. Was habe ich gut gemacht? Was ist gut gelaufen? Was wir nicht so gut gemacht haben, wissen wir eh meist schon detailliert genug.

Mach das wofür Dein Herz schlägt!

AP: Was würden Sie gerne Frauen in Bezug auf ihre berufliche Entwicklung sagen?

BC: Folgt immer Eurem Herzen, Eurer Intuition! Egal, was Ihr macht, es ist wichtig, dass es Euch Spaß macht und Ihr es aus vollem Herzen macht. Und Ihr werdet früher oder später sehen, alles, was Ihr im Leben macht und gemacht habt, hat einen Sinn!

Ich habe Verschiedenes in meinem Leben gemacht. Manchmal habe ich mich auch gefragt: was hat das eine mit dem anderen zu tun? Jetzt weiß ich es, denn bei KeCK und als Coach und Trainerin kann ich ALLES anwenden, was ich bisher in meinem Leben gelernt habe. Zum Beispiel habe ich, als die drei Kinder da waren, eine Hauswirtschaftsausbildung gemacht. Eigentlich nur, um mit meiner Rolle als Hausfrau besser klar zu kommen. Dieses Wissen ist in meinem aktuellen Job oft Gold wert! Oder meine Zeit als Vorstand einer Eltern-Kind-Initiative. In den 5 Jahren habe ich sowohl Führungserfahrungen gesammelt, wie auch Verhandlungsführung, Personalverantwortung, Umgang mit Behörden etc. gelernt. Mein Herz hat für all das, was ich gemacht habe, voll geschlagen. Und in meinem aktuellen Job sind all diese Kenntnisse super wertvoll!

Deswegen: Macht immer das, was sich bietet, aber auch wo Ihr selbst das Gefühl habt, Euer Herz schlägt dafür. Die Intuition ist eine gute Ratgeberin. Ihr zu folgen macht mehr Sinn, als ohne Freude einen Job zu machen, nur weil er gut bezahlt wird oder etwas zu studieren, wo man denkt, es wird in fünf Jahren viele Stellen geben. Man kann nie wissen, was in fünf Jahren ist, kann sein, dass die Welt sich komplett dreht und dann steht man da mit etwas, was man nicht mag und ohne Perspektiven.

Und probiert Dinge aus. Durch theoretische Erwägungen kann man schlecht herausfinden, ob einem etwas liegt, oder nicht.

AP: Frau Cramer, ich bedanke mich für diesen unglaublich spannenden Einblick in Ihr Leben und Ihre Gedanken!


Dieser Artikel entstand im Rahmen der Interview-Reihe 12 Monate – 12 Mentorinnen.

12 Monate – 12 Mentorinnen: Gabriele Buchner

Café Pasinger Fabrik

Ich sitze im Café in der Pasinger Fabrik in München und warte auf Gabi Buchner. Es ist mein erstes Interview der Reihe 12 Monate-12 Mentorinnen. Ich bin freudig aufgeregt. Schon am Telefon erwähnte sie, dass sie vor ein paar Jahren selbst Mentee bei MOVE! war. Damals hätte ihr die Mentorin unglaublich geholfen. Deswegen ist sie heute selbst Mentorin. Sie möchte das Gute weitergeben, was sie vor ein paar Jahren selbst erhalten hat. Pünktlich um 10:00 kommt sie ins Café. Erkennt mich von der Ferne und strahlt. Fast sofort habe ich das Gefühl, als ob wir uns schon lange kennen würden. Sie bestellt einen Tee und noch bevor er serviert wird, steigen wir ein.

Arleta Perchthaler: Gabi, ich finde das soo genial, dass Du heute meine erste Interview-Partnerin bist. Du hast erwähnt, dass Du selbst auch mal Mentee bei MOVE! warst. Du kennst also die Arbeit von Mentorinnen von beiden Seiten. Ich habe selbst einige berufliche Neuanfänge hinter mir. Und ich hätte mir vor Jahren eine Unterstützung, wie sie MOVE! bietet, gewünscht. Aber ich habe nicht gewusst, dass es das gibt. Und ich wette, da draußen gibt es noch genug Frauen, die es nicht wissen und die sich allein durch Ihre Neuanfänge durchkämpfen.

Gabi Buchner: Ich denke, nicht nur das Unwissen über die Existenz von MOVE! spielt hier eine Rolle. Es ist teilweise auch eine große Scham, welche die Frauen davon abhält, nach Hilfe zu greifen. Ich erinnere mich an meine Situation vor Jahren. Meine Karriere stagnierte nach der Geburt meiner Kinder. Der Vater meiner Kinder hatte ganz deutlich gemacht, dass er beruflich nicht zurückstecken wird und ich diejenige sein werde, die sich hauptsächlich um die Kinder kümmert. Zu diesem Zeitpunkt habe ich das auch nicht hinterfragt. Folglich, mit zwei Arbeitstagen die Woche, bin ich in meiner Karriere stecken geblieben. Als es später dann nicht anders ging und ich die Hilfe in Anspruch nehmen musste, habe ich eine große Scham empfunden: Ich als Akademikerin… Wieso habe ich es nicht allein geschafft? Wieso muss ich externe Hilfe in Anspruch nehmen?! Ich habe zuerst lange gezögert, mich beraten zu lassen. Als ich dann den Entschluss gefasst hatte, zu MOVE! zu gehen, habe ich mich ganz klein gefühlt und mich geschämt. Vielleicht ist das auch das Gefühl, welches andere Frauen davon abhält, Hilfe zu suchen. Begleitet von dem Gedanken: „Ich bin in einem Alter, in dem alle anderen um mich herum tolle Jobs haben, Karriere gemacht haben oder einfach angekommen sind, ich aber nicht! ICH stecke fest und jetzt muss ich mir auch noch Hilfe holen.“

AP: Spielt unser weiblicher Perfektionismus dabei eine Rolle? Die Einstellung: wir müssen alles super perfekt packen: tolle Mütter, perfekte Ehefrauen und auch perfekte Mitarbeiterinnen sein?

GB: Das ist mit Sicherheit auch der Fall! Ich war damals in Not. Zum damaligen Zeitpunkt war ich alleinerziehende Mutter zweier Kinder und es war deutlich zu erkennen, dass mein damaliger Arbeitgeber mich nach 21 Jahren loshaben wollte. Mir war klar, dass meine Position denkbar ungünstig war für das, was ich machen wollte, nämlich langsam in die Selbständigkeit zu gehen. Die ganze Situation hatte mich damals wirklich zum Innehalten gezwungen, dazu, mir Fragen zu stellen: Was habe ich überhaupt noch für einen Wert? Wer bin ich denn? Durch diese Umbruchphase, in die ich geraten bin, hatte ich mir auf einmal mehr Gedanken über mich gemacht. Vorher hatte ich mir das nicht erlaubt, oder hatte keine Zeit dafür, oder es war nicht wichtig… wie auch immer…
In der damaligen Umbruchsphase waren auch einige Abschiede zu bewältigen. Der erste war der Tod meines Vaters. Das hatte mich auf meiner Lebensautobahn plötzlich zum Stehen gebracht, wie mit 150 km/h gegen die Wand zu fahren. Ein Jahr darauf hat sich meine Ehe nach 25 Jahren aufgelöst. Ich war zwar die Initiatorin, aber ich konnte das erst tun, weil mein Vater gestorben war. Vorher hätte ich es mir nie erlaubt. Ich hätte ihn nicht enttäuschen wollen. Der Dritte war dann nach kurzer Zeit der Abschied aus dem geregelten Arbeitsleben. Und das war der Moment, wo ich mir gedacht hatte, da tut sich jetzt ein Loch auf, da war die Scham sehr groß. Meine Selbstzweifel waren sehr groß.

AP: Was hast Du damals beruflich gemacht?
GB: Ich habe Sozioökonomie studiert und habe dann über 20 Jahre bei einer Klinikbetreiber-Gesellschaft im strategischen Einkauf, im Projektmanagement und Controlling gearbeitet und ganze Kliniken eingerichtet.

AP: Heute arbeitest Du als Abschiedscoach. Wie kam das zustande? Ich vermute mal, Deine eigenen Abschiedsgeschichten haben dabei eine Rolle gespielt. Oder gab es die Idee schon vorher?
GB: Ja, das hat tatsächlich eine Rolle gespielt. Aber ich weiß nicht, ob ich mich ohne meine damalige Mentorin bei MOVE! so entwickelt hätte. Sie hat sich in der ersten Sitzung nur mit den ersten 20 Jahren meines Lebens beschäftigt. Das hat im Nachhinein betrachtet sehr gut getan. Mit dieser Zeit habe mich sonst nie beschäftig: Kindheit, Schule, meine damaligen Vorlieben. Das war etwas anstrengend. Im ersten Moment dachte ich mir auch: Was will die Mentorin denn mit meiner Vergangenheit?! Ich muss doch meine Zukunft sichern, mich und meine Kinder ernähren, eine neue Perspektive finden! Auf einmal aber war mir klar geworden, dass ich sehr kreativ und musikalisch bin, dass ich früher ganz viele Instrumente gespielt habe, dass ich neugierig war und Sprachen lernen wollte, mehr als das, was in der Schule angeboten wurde, dass ich wissenshungrig war… Neben Latein, Englisch und Griechisch hatte ich damals noch zusätzlich Französisch und mehrere Instrumente gelernt. In diesem Prozess hat sich ein großer Schatz in mir gezeigt – sie hat mich sozusagen mir selbst noch mal neu vorgestellt. Am Ende war es sehr wichtig für mich, dem Menschen Gabi Buchner noch mal neu zu begegnen. Das hat mich mir selbst sehr nahe gebracht und mir das ganze Potenzial gezeigt, das in mir steckt. Die Quintessenz war – jetzt kriege ich selbst Gänsehaut, aber dass ist immer noch sehr bewegend für mich – dass in diesem Gespräch der Gedanke aufkam, dass ich gerne Medizin studiert hätte.

AP: Das ist beeindruckend! Aber anscheinend hast Du unbewusst immer die Nähe zu Medizin gesucht, da Du ja letztendlich jahrelang für Kliniken gearbeitet hast.
GB: Ja! Ich wollte nach dem Abitur sogar Krankenschwester werden, kam aber nie auf die Idee, einmal als Ärztin arbeiten zu können, ich hielt mich dafür nicht gut genug.

AP: Das ist traurig, dass viele Frauen sich dermaßen geringschätzen und so viel Potenzial vergeuden…
GB: Ja, das ist furchtbar! Ich habe es mir dann genauer angeschaut, woher diese Gedanken kommen. Es war ziemlich schnell klar, dass es Glaubenssätze sind, die in meiner Kindheit entstanden sind. Einer dieser Sätze, die ich immer von meinem Vater gehört hatte, war: „Diese ganzen G‘studierten, die halten sich doch alle für was Besseres“. Für ihn war es wichtig, dass ich einen Mann heirate und Kinder bekomme und versorgt bin. Wahrscheinlich hatte ich unbewusst Angst, ihn zu enttäuschen, wenn ich Medizin studiert hätte. Und dann saß ich bei meiner damaligen Mentorin und plötzlich kam der Gedanke „Ich wollte schon immer Ärztin werden“. Ich war geschockt und dachte: „Scheiße, was mache ich jetzt!?“ Die Mentorin hat meinen Fokus darauf gelenkt, dass ich jetzt mit dem Jobwechsel doch eine Chance hätte, etwas ganz Neues zu starten, auch mit 47 Jahren! Ich sollte mir Gedanken machen, in welche Richtung es gehen könnte. In meiner Situation war für mich klar, dass ich nicht noch mal 6-7 Jahren studieren kann. Ich musste Geld verdienen, hatte Kinder zu versorgen, einen Hauskredit abzuzahlen. Und dann kam der Gedanke: „Du musst nicht Medizin studieren, um Menschen helfen zu können!“ Damit kam für mich eigentlich nur eine Heilpraktiker- oder Coachingausbildung in Frage und ich habe mich für die Coachingausbildung entschieden, die ich auch rasch absolvierte. Nach kurzer Arbeitslosigkeit habe ich dann eine Stelle in einem Ambulanten Palliativteam als Koordinatorin gefunden. Dort bin ich wirklich täglich mit Tod und Abschied in Verbindung gekommen. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich dieses Thema gut aufnehmen kann, dass ich gut beraten und den Menschen wirklich einen Mehrwert geben kann. Durch meine Empathie, meine Worte, meine Ruhe… Ich war in der Lage, meine Stärken zu sehen und für mich zu erkennen: In dem Bereich bin ich gut und es erfüllt mich! Später habe ich zur Vertiefung des Themas eine Trauerbegleiter-Ausbildung gemacht und mich als Achtsamkeitstrainerin und Meditationslehrerin weiterqualifiziert, um meine Kompetenzen abzurunden. In dem Palliativ-Team war ich jedoch langfristig nicht am richtigen Platz und daher beschloss ich, mich ganz selbständig zu machen. Ich habe erkannt, dass ich viel zu bieten habe, dass ich etwas ganz Besonderes kann und die Kraft besitze, es der Welt auch zu zeigen.

AP: Wow, was für eine tolle kraftvolle Geschichte! Gabi, wie war dann der Anfang Deiner Selbständigkeit?

GB: Verrückt! Bevor ich mich selbständig gemacht habe, absolvierte ich bei der IHK ein Gründer-Erfolgstraining bei Ulrike Bergmann. Ich dachte, ich lerne dort Buchhaltung, Steuer- und Versicherungsthemen für Selbständige etc. Weit gefehlt! Ich musste mich dort mit mir und meinem Unternehmen auseinandersetzen: Wer bin ich als Unternehmerin? Was will ich verkaufen? Was sind meine Intentionen? Was habe ich für Produkte? Das war im ersten Moment total überraschend für mich. Ich hatte ja eigentlich „nur“ den Willen, den Mut und die Idee, sonst nichts. Kein Seminar-Konzept, kein Trainingskonzept, gar nichts. Und dann musste ich mir erst mal Gedanken machen: Was will ich denn eigentlich ganz konkret anbieten? Das war wirklich ein Entwicklungsprozess.

AP: Erzählst Du bitte noch mal kurz für unsere Leser, was Du als Abschiedscoach machst?
GB: Ich begleite Menschen zu verschiedenen Abschiedsthemen wie Trennungen, Todesfällen in der Familie, gewaltigen Veränderungen im Leben. Im Fall meiner letzten Klientin hat der Vater seine Familie gebeten, ihn in die Schweiz zu fahren, um dort Sterbehilfe zu erhalten. Dieser Umstand und der Tod des Vaters hatten meine Klientin sehr belastet. Meine Aufgabe ist es, dem Menschen, der vor mir sitzt, eine neue Perspektive aufzuzeigen. Ihm bewusst zu machen, dass er selbst der wichtigste Mensch in seinem Leben ist, um den er sich kümmern muss. Ich gebe Impulse, die den Blick verändern. Der Klient gibt mir seine schwere Geschichte, seine Emotionen und ich transformiere diese dann und gebe sie verändert zurück – wenn ich das so bildhaft beschreiben müsste, würde ich sagen: „Ich nehme, das, was ich bekomme und gebe es als Blumen zurück“. Ich arbeite sowohl bei mir vor Ort wie auch telefonisch.

AP: Was ist so das Schönste, was Du in Deiner Arbeit erlebt hast?
GB: Kürzlich habe ich mit einer jungen Frau gearbeitet, die den Tod ihres Vaters gerade mal ganz gut verarbeitet hat und dann ist ein paar Monate darauf ganz unverhofft der beste Freund der Familie, der die Stütze der Familie war, ebenfalls verstorben. Die Mutter wurde in ein tiefes Loch gerissen. Meine Klientin dachte, sie müsse sich um die Mutter kümmern, sie unterstützen, aber das hat ihr selbst dann auch den Boden unter den Füssen weggezogen. Nach 6 Sitzungen sagte Sie zu mir: „Wissen sie, ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber der Tod meines Vaters hat mir gezeigt, dass ich aus solch einer schwierigen Situation gestärkt hervorgehe, weil ich sehe, dass ich das verarbeiten und trotzdem weiter leben kann.“ Wenn ich bemerke, dass der Klient das erkennen kann, dann weiß ich, dass ich gute Arbeit geleistet habe.
Mein Slogan ist „Loslassen macht glücklich“. Natürlich kann ich das nicht zu jemandem sagen, der am Anfang einer Trauerphase steht. Aber ich bin tief überzeugt, dass die Dinge im Leben nicht einfach so passieren, sondern damit sie uns weiterbringen, auch wenn es am Anfang wirklich hart und schmerzhaft ist. Du hast mich vorher gefragt „Hättest Du vor 10 Jahren gedacht, wie sich dein Leben verändert?“: Wenn ich meine ganzen Abschiedsgeschichten nicht durchlebt hätte, dann wäre ich immer noch die brave Ehefrau, die den Mund nicht aufmacht. Meine Tochter würde heute nicht Design studieren, was ihrem Herzen entspricht, sondern vielleicht Jura, BWL oder Maschinenbau.

AP: Müssen wir manchmal zu unserem Glück gezwungen werden?
GB: Ich denke, ja und ich denke auch, dass wir im Leben Höhen und Tiefen meistern müssen, um uns dadurch weiterzuentwickeln. Wenn wir diese Situationen gemeistert haben und erkannt haben, dass wir dazu in der Lage sind, dann entsteht ein großes Glücksgefühl. Bei mir war es der Tod meines Vaters, der eine 180 Grad Wendung gebracht hat. Das war sehr traumatisch und in der ersten Zeit habe ich nur auf „Autopilot“ funktioniert. Aber letztendlich hat dieses Ereignis für mich einen Raum für meine Lebensveränderung geschaffen. So schlimm es klingt, aber wenn mein Vater nicht gestorben wäre, würden wir heute nicht hier sitzen.

AP: Was ist Deine größte Motivation bei allem, was Du tust?
GB: Vorbild sein. Nicht nur für meine Kinder, sondern generell für andere Menschen. Dass sie sagen können: „Toll, wie sie das macht! Vielleicht kann ich mir für mich selbst von Gabi Buchner etwas abgucken…“ Und das ist auch meine Motivation für die Arbeit als Mentorin. Wenn ich an mein letztes Treffen mit meiner Mentee denke, habe ich in dieser Stunde miterleben dürfen, dass die Frau angefangen hat zu träumen! Am Anfang hatte sie sich das überhaupt nicht erlaubt. Als wir aber geklärt hatten, dass sie aktuell finanziell abgesichert ist, fragte ich sie, warum sie nicht einfach mal das tut, wofür ihr Herz aktuell schlägt. Und dann auf einmal hat sich ihr Gesicht erhellt und sie hat sich getraut, über Ideen zu sprechen, die sie schon länger mit sich herumgetragen hatte. Ich finde es schön, wenn es gelingt, bei der Mentee den Fokus zu verändern, die Perspektive zu wechseln und wenn sie dann auf einmal ganz neue Möglichkeiten für sich sieht, neue Wege entdeckt. Um zu zeigen, dass es funktioniert, stehe ich dann gerne als Beispiel zur Verfügung.

AP: Gabi, gibt es etwas, was Du Frauen auf Jobsuche oder in der Umorientierungsphase sagen möchtest?
GB: Die Frauen sollen sich die Zeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen und zu hinterfragen, was sie wirklich wollen, was sie glücklich macht und wo ihre Vorlieben liegen. Das kann beispielsweise in der gleichen Firma in einer anderen Abteilung oder Position sein, oder in einem ganz neuen Bereich, an den sie noch gar nicht gedacht hat.
Und ganz wichtig: GLAUBT AN EUCH UND SEID MUTIG!

AP: Von mir möchte ich unseren Leserinnen noch sagen: Falls Ihr Euch gerade in einer beruflich herausfordernden Phase befindet – den Einstieg in den Beruf nach dem Studium, oder nach einer Elternzeit oder längerer Krankheit sucht, oder ob Ihr den Job wechseln, in eine neue Branche oder einen neuen Beruf einsteigen oder in eine Führungsposition aufsteigen wollt – IHR MÜSST NICHT ALLEINE KÄMPFEN! Wendet Euch an MOVE! oder eine der hier vorgestellten Mentorinnen. Gemeinsam sind die Dinge immer leichter und zwei Paar Augen sehen mehr!

Liebe Gabi, ich danke Dir für dieses offene und spannende Gespräch! Das hat wahnsinnig Spaß gemacht!

GABRIELE BUCHNER ist Abschieds- und Veränderungscoach.

Gabriele BuchnerSie begleitet und unterstützt Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden: weil sie mit Abschied in Form von Tod, Krankheit und Trauer, aber auch veränderten Lebensumständen wie Trennung oder Arbeitsplatzverlust konfrontiert sind. Sie bietet Einzelberatungen, Teamsupervisionen oder Beratung in Unternehmen, weil die Betroffenen ja auch im Arbeitsleben zurechtkommen müssen und darauf meistens niemand wirklich vorbereitet ist. Sie hält auch Vorträge zu einem achtsamen Umgang in schwierigen Lebenssituationen.
Nebenbei bietet sie Tages- und Wochenendworkshops an, in denen Einzelpersonen oder Gruppen eine kleine Auszeit vom Alltag erleben. Ihre „SEELENFUTTER“-Tage fördern und verwöhnen alle Sinne, sind Urlaub für die Seele, inspirieren und holen das Beste aus den Menschen heraus. Sie stehen unter dem Motto: Gönne dir diesen besonderen Tagen mit dir! An diesen Tagen öffnet Gabi Buchner ihr wunderschönes Haus am Waldesrand westlich von München, um mit 6 Menschen gemeinsame Zeit in der Stille der Natur zu verbringen, gemeinsam zu essen, sich auszutauschen und das, was sich zeigen mag, kreativ umzusetzen. Das SEELENFUTTER bietet in regelmäßigen Abständen die Möglichkeit, einen Tag aus dem Hamsterrad auszubrechen und uns ganz auf uns selbst zu konzentrieren.

INFOS unter www.gabrielebuchner.de oder gf@gabrielebuchner.de

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Interview-Reihe 12 Monate – 12 Mentorinnen

12 Monate – 12 Mentorinnen – eine inspirierende Porträt-Reihe

Frauenzusammenhalt

Es ist früher Morgen am 4. Dezember 2019. 10 Frauen sitzen an einem großen Tisch im Konferenzraum in der Baaderstrasse in München. Unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Professionen. Jede ganz besonders, jede mit einer individuellen und spannenden Geschichte im Gepäck. Es ist mein erstes Treffen mit einer kleinen Auswahl von vielen Frauen, die hier ehrenamtlich aktiv sind. Es folgen 1,5 Stunden ganz intensiven Austausches, vieler Ideen für die kommenden Monate und einem gemeinsamen Wunsch nach mehr solcher Momente.

Die Rede ist von den Mentorinnen der MOVE! – Servicestelle in der Frauenakademie kurz MOVE!

Während die Frauenakademie ein außeruniversitäres Forschungsinstitut für Frauen- und Geschlechterfragen ist, unterstützt MOVE! Frauen bei ihrer beruflichen Planung und Entwicklung. Egal ob es darum geht nach dem Studium den Einstieg in den Beruf zu finden, oder nach einer Elternzeit oder längerer Krankheit, oder ob es sich darum handelt, den Umstieg in ein neues Arbeitsverhältnis, in eine neue Branche oder einen neuen Beruf zu meistern oder in eine Führungsposition aufzusteigen – hier finden Frauen individuelle Unterstützung. Den ratsuchenden Frauen stehen Mentoring, Expertinnengespräche und ergänzende Workshops zur Verfügung. Die Leistungen sind in 3 verschiedenen Paketen gebündelt, die wirklich bezahlbar sind.

MOVE! wird öffentlich gefördert durch die LH München, Referat für Arbeit und Wirtschaft und dem Europäischen Sozialfonds in Bayern (ESF Bayern)

Das Herz von MOVE! sind die ehrenamtlich arbeitenden Mentorinnen

Neben den festen Mitarbeiterinnen wird die Servicestelle von insgesamt mehr als 90 Mentorinnen und Expertinnen ehrenamtlich unterstützt. Sie sind oder waren in leitenden und verantwortungsvollen Positionen tätig. Sie kennen sich in sämtlichen Bereichen von Wirtschaft, Verwaltung und Dienstleistung aus. Sie sind das Herz von MOVE! Mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen helfen sie anderen Frauen, den Mentees, beruflich wieder oder weiter Fuß zu fassen und sich weiterzuentwickeln.

Für die Mentorinnen selbst ist MOVE! nicht nur eine Gelegenheit, der Gesellschaft etwas Wertvolles zu geben. Es ist auch eine Plattform, sich mit anderen Frauen zu vernetzen. Wie z.B. beim regelmäßig organisierten Mentorinnen-Frühstück, in den Arbeitsgruppen und bei der Weiterbildung zu verschiedenen Themen oder der After-Work Treffen.

Auf dem Weg nach Hause denke ich: Mensch, ich hätte gerne mehr über jede der Teilnehmerinnen erfahren! Ich würde gerne wissen, was sie beruflich machen, was sie bewegt, was sie veranlasst, hier ehrenamtlich zu arbeiten, was ihnen das gibt, was sie alles in ihrer Rolle bisher erlebt haben. Die 1,5 Stunden waren dafür viel zu kurz! Ich bin fasziniert von so viel Frauenpower, Engagement und Kreativität, die sich in der kurzen Zeit gezeigt haben.

Warum kannte ich MOVE! nicht schon früher?!

Ich denke auch an meine vielen Neuanfänge in der Vergangenheit. An die ganzen Hürden, die ich alleine überwinden musste. Fragen, auf die ich die Antworten mühsam selbst gesucht habe. Chancen, von denen ich nie erfahren habe. Ich denke: Schade, dass ich damals nicht gewusst habe, dass es MOVE! gibt. Vieles wäre mit der Unterstützung einer Mentorin viel leichter gegangen. Manchen Umweg hätte ich vielleicht nicht machen müssen.

Unfassbar, aber obwohl MOVE! schon 1996 gegründet wurde, gibt es heute immer noch viele Frauen, die davon noch nie etwas gehört haben!

Aufruf MOVE!

Im Laufe des Nachmittages wächst in mir der Wunsch, diese Information in die Welt zu tragen! So viele Frauen damit zu erreichen, wie ich nur kann. Gleichzeitig möchte ich die Damen, die ich gerade getroffen habe, besser kennenlernen.

Eine Idee nimmt Gestalt an:

12 Monate – 12 Mentorinnen:
Ich werde jeden Monat eine der Mentorinnen von MOVE! kennenlernen und interviewen. Und Sie, liebe Leserinnen und Leser, dürfen Sie dann auch kennen lernen: hier auf meiner Webseite!

UND HIER FINDEN SIE DIE EINZELNEN INTERVIEWS:

Januar – Gabriele Buchner

Februar – Dr. Barbara Cramer

März – Linda Lehmann

April – Angelika Koppitz über Flüchtlingsfrauen, berufliche Umwege und persönliche Stärken

Mai – Susanne Grohs-von Reichenbach über künstliche Intelligenz und Chancengleichheit

Juni – Bettina Erbe über Learnings aus der Corona Zeit, berufliche Veränderungen und inspirierende Räume.

Juli – Mit Isabell Westerschulte über Zugfahrten, Mentoring und Eigenlob.

August – Mit Annett Babel über straffällige Menschen, berufliche Wendungen und (Selbst)verantwortung.

September – Petra Passoth über sich selbst treu sein und dem Herzen folgen.

Oktober – Monika Rörig über gleichberechtigte Arbeitswelt, Berufung und den Weg zu sich selbst.

November – Inga Wolf über Tun statt Grübeln, wechselnde Berufungen und Berufe.

Dezember – Mit Marion Grünberg über Pioniergeist, Ängste und verschlungene Wege der Berufung.